Festakt anlässlich des 90jährigen Jubiläums der Westfalenfleiß in der Stadthalle Hiltrup

90 Jahre Westfalenfleiß: „Ein ehrwürdiges Alter für eine ehrwürdige Einrichtung“, so begrüßte Michael Scheffler, Vorsitzender der Gesellschafterversammlung, die etwa 150 prominenten Gäste bei dem Festakt zum 90jährigen Jubiläum der Westfalenfleiß GmbH und gratulierte dem Unternehmen zu seiner beispiellosen Erfolgsgeschichte.

Oberbürgermeister Markus Lewe nutzte die Gelegenheit für einen Dank an die AWO und die Lebenshilfe für ihre Rolle als Gesellschafter der Westfalenfleiß. Er habe die Werkstätten, dieWohnhäuser und das Integrationsunternehmen MDS besucht und könne sagen, dass Westfalenfleiß ein starkes Unternehmen sei und als fester Bestandteil zum Stadtbild von Münster und Telgte dazugehöre. Westfalenfleiß trage dazu bei, dass der sperrige Begriff „Inklusion“ mit Herz und Feingefühl konkret gelebt werde. Für ihn bedeute Westfalenfleiß vor allem auch „Heimat und Identität“. Sein Geheimtipp für alle Münsteraner: die Äpfel von Gut Kinderhaus.

Dass Westfalenfleiß für viele Menschen mit Behinderung Heimat bedeutet, konnte Ernst Raneberg, der Vorsitzende des Fördervereins der Wohnstätte Telgte, nur bestätigen. Sein Sohn, so erzählte er, lebt seit vielen Jahren in der Wohnstätte Telgte und freue sich nach den Weihnachtstagen im Kreise der Familie wieder darauf, „nach Hause“ zu dürfen – ein besseres Kompliment könne es kaum geben.

LWL-Direktor Matthias Löb gratulierte ebenfalls und berichtete, dass der LWL seit Gründung der Westfalenfleiß mit dabei sei. Am 13.November 1925 wurde zwischen dem Landesfürsorgeverband der Provinz Westfalen als Vorgänger des LWL und der Stadt Münster der Gründungsvertrag geschlossen. 1975 wurde die Trägerschaft dann an die AWO und die Lebenshilfe übergeben. Löb wies auch darauf hin, dass die Region Westfalen in diesem Jahr ihr 200jähriges Jubiläum feiere und die Westfalenfleiß GmbH ein „ausgezeichneter Botschafter“ sei. Westfalenfleiß sei auch bekannt für seine innovativen Projekte, wie zum Beispiel den „Sozialführerschein“, der dazu beitrage, dass die Barrieren in den Köpfen der nichtbehinderten Menschen abgebaut werden.

Als Botschafter der Landesregierung Nordrhein-Westfalen und als Festredner kam NRW-Justizminister Thomas Kutschaty. Ursprünglich hatte Ministerpräsidentin Hannelore Kraft zugesagt, musste jedoch nach dem tragischen Flugzeugabsturz der German Wings Maschine in den französischen Alpen am 24. März absagen. Thomas Kutschaty betonte in seiner Festrede, dass das Ziel der Westfalenfleiß auch nach 90 Jahren unverändert sei, nämlich: „Menschen mit Behinderung in Arbeit zu bringen und aus Betroffenen Beteiligte zu machen“.

Frank Szypior, Vertreter des Werkstattrats, bestätigte den innovativen Charakter des Unternehmens: „Zu der Arbeit des Werkstattrates bei der Westfalenfleiß GmbH kann ich Ihnen noch berichten, dass es hier bereits seit 1990 - lange bevor die gesetzliche Mitwirkungsverordnung im Jahre 2001 in Kraft trat, schon einen Werkstattrat gab. Auch im Wohnverbund wurde die Mitwirkung der Nutzer immer groß geschrieben. In dieser Hinsicht war und ist Westfalenfleiß ein Vorreiter.Hier steht der Mensch im Mittelpunkt“.

Höhepunkt des Programms war der Auftritt des Gospelchors der Westfalenfleiß unter der Leitung von Leo Michalke. OB Lewe hatte schon bemerkt: „Ihr seid mit euren weißen Hemden und den grünen Schals die Schönsten hier im Saal!“. Entsprechend gut aufgelegt zeigte der Gospelchor sein ganzes Können und sorgte mit Liedern wie „Über sieben Brücken musst du gehn“ und „We shall overcome“ für Gänsehautmomente. Am Ende stimmte der ganze Saal in den Gesang mit ein und brachte dem Chor einen kräftigen Applaus.

Schon zuvor waren die Gäste vom Gitarrenduo Stephan Wolke und Stephan Beck mit virtuos gespielten musikalischen Impressionen aus Spanien und Südamerika verwöhnt worden. Lukullische Köstlichkeiten, serviert vom Westfalenfleiß Integrationsunternehmen MDS GmbH, vervollständigten den Festgenuss.

Für Dr. Michael Kaven, der als Vorsitzender des Aufsichtsrat den Festakt beendete, war diese musikalische Einlage ein Bespiel für den Geist des Unternehmens: „Diese Feier erfüllt uns mit Stolz und ist für uns eine Verpflichtung, den eingeschlagenen Weg weiterzugehen.“

Fotos: Peter Leßmann

Titelfoto: Matthias Ahlke

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